In Erinnerung
Herbert Pruner
(1939 - 2024)
Herbert Pruner war sehr wichtig für den Verein dowas! In der Entstehungszeit der dowas Initiative 1981 war er u.a. Stadtrat für Jugendangelegenheiten und war deshalb für das erste autonome Jugendzentrum (Juz) in Vorarlberg zuständig und dabei sehr engagiert. Die Initiative für dowas kam aus dem Bregenzer Jugendzentrum mit Herbert Bösch als Geschäftsführer, Dietlinde Jäger, Reinhard Ladenhauf und Hans Reichart als Jugendarbeiter*innen. Herbert Pruner war die Verbindung zur Politik und Stadtverwaltung.
Eine leere Notwohnung oberhalb der Stadtpolizei wurde vom damaligen Bürgermeister Fritz Mayer für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Jugendzentrum geöffnet. Daraufhin entstand sehr rasch ein Team aus Leuten, die mithalfen, die Nachtdienste abzudecken und eine Struktur zum Erhalt der Initiative zu bilden. Herbert Pruner war einer von ihnen und wohl der entscheidende, vertrauensbildende Brückenbauer im Sinne eines Dolmetschers, zum Bürgermeister, der Verwaltung und der Politik in der Stadt, aber auch zum damaligen Arbeitsmarktservice (AMS) und der Vorarlberger Landesregierung. An den regelmäßig Sonntagabend stattfindenden Teamsitzungen nahm er oft teil und machte sogar den einen oder anderen Nachtdienst mit!
Herbert Pruner lieferte auch einen wichtigen Beitrag am Zustandekommen des Vertrages zwischen der Stadt Bregenz und der Bewährungshilfe in Wien über die Teil-Verpflichtung von Jolly Brinning, Leiterin des dowas Innsbruck, die mit dem Aufbau und der Leitung des Teams in Bregenz für 2-3 Tage pro Woche betraut wurde. Er war auch an der Ausarbeitung der Statuten des Vereines sowie der Finanzierung maßgeblich beteiligt und über 10 Jahre einer der 4 Vertreter*innen der Stadt im Vorstand von dowas. Als die Jugendarbeitslosigkeit stieg und nicht mehr zurückging, half er mit das dowas Arbeitsprojekt DAP zu begründen, die AMS Mittel aufzustellen und die Räume für die erste Werkstatt zu finden. Er legte ebenfalls den Grundstein zur Mitfinanzierung der Kosten für die Jugendlichen durch seine Kontakte zur Familienministerin Fröhlich-Sandtner.
Außerhalb von dowas war Herbert Pruner die treibende Kraft, die Gemeinden zu motivieren, ihre Verantwortung zur Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit wahr zu nehmen. Das wurde u.a. durch die Gründung der Arbeitsinitiative Regio Bodensee erreicht, die Arbeitsplätze für Jugendliche in den Gemeinden und später in eigenen Betrieben zur Verfügung stellten.
Im Prozess der Fusion der dowas Arbeitsprojekte, dem Verein AFFRA (Arbeit für Frauen) mit der Arbeitsinitiative Regio Bodensee zur Integra gemeinnützige GesmbH war Herbert Pruner mit Beratung, Sachverstand und guten Beziehungen sehr hilfreich, er war auch direkt vermittelnd tätig.
In der stetigen Weiterentwicklung der dowas-Strukturen war Herber Pruner ein wichtiger Unterstützer. Er hörte zu, entwickelte klare Positionen, hatte aber keinerlei parteipolitischen Dünkel. Er suchte immer nach guten Kompromissen und blieb dem Verein, den Nutzer*innen von dowas, sowie den helfenden Menschen und den politischen Zielen bis zuletzt verbunden.
Herbert Pruner engagierte sich auch stark in der antifaschistischen Erinnerungsarbeit, in der Ökumene, im interreligiösen Gespräch, und unterstützte zahlreiche soziale Initiativen und Vereine.
In der Generalversammlung im Mai 2024 war Herbert (3.v.re.) noch dabei. Wir bedanken uns für alles, was Herbert dem dowas gegeben hat und so behalten wir ihn in Erinnerung!
Sabine Steinbacher, Roswitha Steger, Martin Bentele (August 2024)
Reinhard Weh
17.2.1954 – 31.8.2020
Der Mensch ist das Maß. Er wollte Gutes tun im Leben, hat alles Eskalative hintan gestellt, in Ruhe überlegt, das Abwägen der Argumente ins Zentrum seines Denkens und Entscheidens gestellt. Ein Mediator im eigentlichen Sinn. Er verstand sich auf die Kunst des Zuhörens und hat nachgefragt. Und erst danach auf Seiten der Vernunft interveniert. Wie Heidi, die Witwe, hat Reinhard die Seele der Welt in den Wörtern und in der Sprache gesehen. Nach den familial aufgespannten Koordinaten zwischen Thal, Wolfurt, Lustenau und Bregenz, wo die Summe der Fragen immer gleich geblieben ist, ein gutes und erfülltes Leben lang. Er hat seine offenen Netze weiter ausgelegt, von der Kaspar-Schoch-Straße in die Kirchstraße, weiter hinunter in den Yachtclub am Bodensee, dort Anker gelegt und sein Leben vertäut, diese Welt zu seiner emotionalen Heimat gewählt, war Präsident des Yachtclubs. Er hat sich in der Stadt Bregenz politisch engagiert. Wie bei den Griechen politisch im Sinne von Polis, für die Bürger der Gemeinde und den Verband der Personen, der sich nicht primär über das Territorium, sondern über ihre Mitglieder definierte. Geografisch war Reinhards Welt eine viel größere. Das Mediterrane hat seinen Spirit mitgeformt und seine Leidenschaften geprägt. Sein Engagement galt klar der Sache. Ohne je eine Karriere anzustreben. Er war im Aufsichtsrat der Stadtwerke in Bregenz. Und war mit Vernunft und Verstand Anwalt für die Agenden des Dowas. Der Ort für Wohnungs- und Arbeitssuchende. Ein ganzes Dowas-Leben lang. In unseren Begegnungen und Auseinandersetzungen mit der Stadt Bregenz stand die positive Vernunft im Zentrum. Seine Auffassung von Recht und sein juristisches Engagement waren wie eine Stele, eine Figur, ein Symbol für den aufrechten Gang. Seine Haltung ein humanistisch politisches Manifest. Er hat sich immer eingelassen ins Alphabet des Sehens. Um die magische Energie und das Wesen der Menschen zu begreifen, die ihnen eingeschriebenen Erfahrungen zu lesen und zu begreifen. Reinhard hat uns an Menschenbilder herangeführt. Doch bewahre: Ohne Zeigefinger! Nur senkrecht zur Achse des empirischen Daseins. Er hat Bilder der Menschen gelesen als deren Widerstandsanalyse. Als Ausdruck und Abbild deren Autonomie und Unabhängigkeit. Das Mögliche wie das Unmögliche ist leicht, wenn wie bei ihm, im aufrechten Gang. Sein Leben, ein Manifest für die Existenz. Den Schmerz. Die Angst. Die Schönheit. Die Sehnsucht. Und Liebe. Weil wir Menschen sind. Und weil der Mensch das Maß allen Lebens ist. Und Reinhards Leben ein Manifest gewesen ist, das bleibt, wie seine Erzählungen. Wir reden und reden weiter über ihn, teilen gemeinsame Erinnerungen. Im Gedächtnis von Dowas gehört ihm eine zentrale Stellung. Er, der für dieses bessere Leben für alle gestanden hat. Als Freund, im Vorstand des Dowas, als Begleiter und Rechtsanwalt, voller Empathie für die Obdachlosen und Arbeitslosen. Sein Spirit lebt weiter unter uns und an den Orten des Dowas. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, Heidi, der Tochter und deren Familie, sowie seinen Geschwistern Ludwig und Gertraud mit den Familien. Danke Reinhard!
Peter Niedermair
Dowas Vorsitzender